Ankunft am Stadion kurz nach acht, zu den Klängen von Snow Patrols „Run“ passieren wir den Eingang. Das Stadion überrascht durch seine heimelige Atmosphäre, man kann hier eigentlich nicht weit weg von der Bühne stehen, und man trifft alle Leute zwei Mal (Hallo an das Pärchen aus Österreich, habt ihr den Bus zurück gefunden?). Kurz nach halb zehn erklimmt Larry die Bühne und die Show beginnt. Mit den Songs der neuen bin ich noch nicht warm und werde es auch wahrscheinlich nicht werden, so dass mit „Beautiful Day“ das erste Mal richtige Bewegung in unsere Ecke kommt. Das anschließende „Mysterious Ways“ macht richtig Spaß, zumal ich den das erste Mal live höre. Weiter geht’s, die Jungs wirken aufgeräumt, wahrscheinlich freuen sie sich auf einen kurzen Heimweg, Bono erwähnt, dass Nizza das zweite Zuhause für U2 ist. Wir feiern derweil mit Klaus (viel Spaß in Berlin auf deinem achten 360°-Konzert) und einer Gruppe Walisern. Die vor uns stehenden Franzosen möchten die Show lieber bewegungs- und berührungsfrei erleben, wir lassen uns aber davon nicht die Stimmung verderben. Der Biernachschub wird durch das keine zehn Meter entfernt stehende Getränke- und Imbisszelt gewährleistet. Meine nächste Live-Premiere (die Songs der Neuen außen vor lassend) sind die Klänge von „The Unforgettable Fire“, klasse Song. Das unvermeidliche „Pride“ hätte ich gern abgewählt, aber „MLK“ und „Walk On“ entschädigen. Der Zugabenblock ist auch gelungen, „Ultra Violet“ höre ich auch zum ersten Mal auf einem Konzert, von „With Or Without You“ kann ich sowieso nicht genug bekommen, einziger Wermutstropfen die eher kürzere Version („Ich will acht Minuten!“. Bleibt zu erwähnen, dass Bono hierzu kein Mädel aus dem Publikum geholt hat. Bei „Moment Of Surrender“ setzt sich eine Karawane Richtung Ausgang in Bewegung, das hat der Song nicht verdient. Alles in allem eine schöne Show, die Wandlungsfähigkeit der Bühne hat mich beeindruckt, vom 360°-Konzept habe ich nicht so viel mitbekommen, da die Augen doch meist auf die Schirme gerichtet waren. Nizza ist auf jeden Fall als Geheimtipp für die nächste Tour notiert, winziges Stadion, übersichtliche Stadt, sehr günstiger Nahverkehr inklusive Anreise von/zum Flughafen – ich komme gern wieder.

Nizza, eine Stadt die ich liebe. Schon xmal hab ich ein paar Tage in dieser wunderbar lebhaften und schönen Mittelmeerstadt verbracht. Nachdem ich U2 2005 in Dublin gesehen hatte, war für mich klar, dass ich sie auf dieser Tour (da sie die Schweiz nicht im Programm hatten) in der Nähe ihres Feriendomizils unbedingt sehen wollte. Wir, meine langjährige Partnerin und ich, kamen um ca 17h ins Stadion und konnten ohne Probleme den FOS-Bereich betreten. Noch 30min zuvor, als der Bus im Verkehrschaos steckte, hatte ich keine Hoffnung mehr, im FOS-Bereich noch Eintritt zu finden. Ich war richtig nervös, freute mich extrem auf das Konzert. Snow Patrol als Vorband überzeugten mit ihrer Power. Sie spielten, motiviert und in guter Stimmung ihre Hits, was mir ziemlich gut gefiel. Trotzdem sehnte ich dem Konzertstart von U2 mit im minutentakt steigender Nervösität entgegen. Als es losging, war ich voller Erwartung auf etwa 2.5h pure U2 Power, welche ich von x-Konzerten kannte. Mein erstes U2 Konzert liegt mittlerweile bereits 17 Jahre zurück, 27.5.1992 in Zürich. Mein persönliches Highlight in Nizza war "Unforgetable Fire". Den Desmond Tutu Speech fand ich ziemlich erfrischend. Ultra Violet, ein persönlicher Lieblingssong, gefiel mir ebenfalls sehr gut. Zudem hatte ich Freude, dass auch Larry Mullen sich mal aus seiner "Küche" auf den Catwalk wagte. Dies war mir jedoch zu wenig. Der berühmte Funken sprang während dem Konzert praktisch nie auf mich rüber. Rundherum jubelnde Fans, konnte ich alles in allem der Performance nicht viel abgewinnen. Zu sagen ist, dass die Band durchaus gefallen hat. Larry Mullen sorgte für den gewohnt souveränen Boden, Adam Clayton spielte gut gelaunt ein paar Meter vor mir und The Edge war der Garant für seriöse Gittarenkunst. Aber Bono fiel deutlich ab. Obwohl seine Stimme in besserem Zustand war als auch schon, konnte er bei mir zum ersten Mal kein Gefühl der Authentiziät rüberbringen. Ich empfand seine, ich nenns mal "Powerausbrüche", als deplaziert und monoton. Wo früher ein Sänger voller Inbrunst seine Texte rüberbrachte, stand an diesem Abend ein Mann, der nur noch Vollgas geben konnte. In den stillen Momenten, wie etwa MLK, traf er meines Erachtens kaum einen Ton. Der Vorfreude wich zusehends eine riesige Enttäuschung, die soweit ging, dass ich kurzfristig daran dachte meine U2-Plattensammlung zu verkaufen. Und dies war ein hartes Gefühl. Seit nunmehr 20 Jahren bin ich treuer U2 Fan, habe praktisch alles zu Hause, was es von U2 gibt. Und dann dieses Konzert. Woran mag es gelegen haben? An meinen Erwartungen? Am 360 Konzept, welches für mich im FOS Bereich nicht sehr spannend war? Oder ist die Zeit einfach vorbei? Ist Bono, man möge es mir verzeihen, einfach ausgelaugt? Ich weiss es nicht genau. Die Plattensammlung hab ich nicht verkauft, aber die Tickets, welche ich für Gelsenkirchen hatte. Ich persönlich bin enttäuscht vom Nizza-Konzert. Trotzdem habe ich vor, wieder an ein Konzert zu gehen. Ich möchte mir zu gern beweisen, dass dieser "Tiefschlag" ein einmaliges Ereignis in meinem U2-Fan-Leben war. Mit lieben Grüssen LuneTrading