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U2 News » Interview mit Edge in der Frankfurter Rundschau


In der heutigen Ausgabe der 'Frankfurter Rundschau' ist das Interview: U2-Gitarrist The Edge über Gutmenschen und die USA mit "Sound-Architekten und ruhenden Pol" von U2, The Edge, erschienen. In diesem sehr interessanten Interview redet Edge über U2 und Politik, über den 11. September, über die beiden neuen U2-Songs The Hands That Built America (Es ist vor allem der Soundtrack-Song zu Martin Scorseses Film "The Gangs of New York", der von der Geburt Amerikas handelt. Wir hatten das Lied vor dem 11. September begonnen, aber wir haben die letzten Textzeilen erst nach dem Anschlag geschrieben.") und Electrical Storm ("Zuerst mal ist es ein Liebeslied, aber ein Lied über die Liebe in einer seltsamen, verwirrten Zeit...") und über seine Einstellung zu Bonos Mission um die Welt zu retten ("Bei der Entschuldungskampagne geht es weniger um Bono, es geht um die Sache, die er unterstützt...Ich bin manchmal schon entsetzt, welche Politiker er trifft...Aber irgendwann, wenn die Band schon lange nicht mehr existiert, kandidiert er vielleicht als Bürgermeister von Dublin.") Ihr solltet Edges Sicht der Dinge nicht verpassen. Bei uns gibt es das komplette Interview zu lesen!

Alle halten den Atem an U2-Gitarrist The Edge über Gutmenschen und die USA Dave Evans, den sogar seine Mutter nur noch mit seinem Künstlernamen The Edge anspricht, war immer das Gegenteil eines Gitarrenhelden. Der 41-Jährige ist Sound-Architekt und ruhender Pol der irischen Rockband U2. Auf dem Album "Best of 1990 - 2000" sind auch zwei neue Songs zu hören: "The hands that build America", der Soundtrack zu dem neuen Scorsese-Film und "Electrical Storm". Beide Lieder sind nach dem 11. September entstanden. Für Kritik an der aggressiven US-Außenpolitik, wie sie U2 1987 in "Bullet the Blue Sky" formulierten, scheint dagegen in diesen Wochen nicht der richtige Moment. Martin Scholz sprach mit The Edge. FR: Edge, gibt es einen Protest-Song, dem Sie zeitlose Klasse attestieren würden? The Edge: Ich mag es, wenn Musik etwas ausdrückt, was Worte allein nicht sagen können. Insofern wäre "Machine Gun" von Jimi Hendrix mein Favorit. Der Song fasst für mich auf sehr verstörende Weise den Vietnam-Krieg zusammen. Er ist wie ein Gemälde dieses Krieges - mit all seinen Schattierungen. Das ist aber mehr ein Verdient der Musik als des Textes. Bruce Springsteen hat den 11. September in seinem Gospel-Requiem "The Rising" verarbeitet, andere Kollegen schrieben patriotische Durchhalte-Refrains. Paul McCartney schleimte "Fight for the right to live in freedom", Neil Young rief mit "Let' s roll" zum Kampf gegen die Terroristen. Und Bon Jovi empfehlen sich in Zeiten, da George Bush einen neuen Krieg gegen den Irak vorbereitet, mit Zeilen wie "Now we stand united, we stand as one" als gute Amerikaner. Wie kommt es, dass Protest und Pop im Moment so gar nicht zusammen passen? Diese Songs waren eine unmittelbare Reaktion auf den 11. September. Wogegen hätte man zu dem Zeitpunkt schon gegen die USA protestieren sollen? Springsteen war dann der erste, der sich dem Thema auf eine unpatriotische Weise genähert hat. Er trauert in behutsamen, nachdenklichen Texten. Wenn die USA ein Krieg gegen den Irak beginnen würden, was hoffentlich nicht passieren wird, würde sich bestimmt auch im Pop Protest regen. Aber selbst U2 haben mit "The hands that build America" erst mal Balsam auf die verwundete amerikanische Seele gestrichen. Es ist vor allem der Soundtrack-Song zu Martin Scorseses Film "The Gangs of New York", der von der Geburt Amerikas handelt. Wir hatten das Lied vor dem 11. September begonnen, aber wir haben die letzten Textzeilen erst nach dem Anschlag geschrieben. "There' s a cloud on the New York skyline…" Ja, wie viele andere Menschen haben auch wir zuerst mit den Opfern gefühlt. Das waren doch ganz normale Menschen, die hatten nichts mit den Macht-Strategen in Washington zu tun. "Electrical Storm" beschreibt die Spannung vor einem Sturm -eine Metapher für die derzeitige diffuse globale Verunsicherung? Zuerst mal ist es ein Liebeslied, aber ein Lied über die Liebe in einer seltsamen, verwirrten Zeit. Wir wollten diese "Wer weiß, was passieren wird?"-Atmosphäre seit dem 11. September einfangen. Es spiegelt eine Stimmung wieder, die bis heute andauert. Aber es ist kein Kommentar zur politischen Großwetterlage. Ich glaube, im Moment halten alle den Atem an, hoffen, dass es keinen Krieg gegen den Irak, sondern eine diplomatische Lösung des Konflikts geben wird. Ich hoffe, dass die Drohungen der USA Bluff sind, dass sie nichts unternehmen, ohne die UN einzubinden. Ein Alleingang der USA wäre fatal. Die gegenwärtige US-Politik hat nur noch wenig mit der multilateralen Weltsicht Ihres Duz-Freundes Bill Clinton gemeinsam. Eine Einteilung der Welt in Gut und Böse ist kein Konzept. Aber neben dem Schlachtgetöse der neuen kalten Krieger habe ich dort auch andere Stimmen gehört. Leute, die ich am Rande der Konzerte traf. Wir waren gleich nach den Anschlägen in den USA auf Tournee. Viele sagten: "Wir können nicht so weiter machen wie bisher. Wir müssen uns fragen, warum die Welt uns so hasst." Zu einer globalen Verantwortung gehört es, die Ursprünge des Terrors zu erkennen: das Gefälle zwischen Erster und Dritter Welt. Ein Thema, das Bono übrigens auf seiner Mission für den Schuldenerlass der armen Länder ständig in die Öffentlichkeit bringt. Viele Menschen in den Entwicklungsländern fühlen sich vom Westen über den Tisch gezogen. Diese Situation ist ein Nährboden für Extremisten. Das einzige wirkungsvolle Rezept dagegen ist, ihnen die Sauerstoffzufuhr abzudrehen, indem man die Entwicklungsländer unterstützt. Der Schuldenerlass ist da ein wichtiges Ziel. Ende der 80er haben Sie oft gejammert, man würde U2 zu ernst nehmen. In den 90ern versuchten Sie die Ernsthaftigkeit mit Satire auszutreiben: Sie stiefelten mit einem überdimensionalen Cowboy-Hut aus einer Riesen-Zitrone. Kürzlich hat nun Time Ihren Sänger auf den Titel genommen und ganz ernsthaft gefragt: "Can Bono save the world". Müssen Sie da nicht selber lachen? Ich habe inzwischen akzeptiert, dass U2 musikalisch und politisch relevant sind. In den 80ern war die Situation noch eine andere: Die Medien hatten Karikaturen von uns gezeichnet und wir selbst hatten dabei geholfen. Wir waren die rockenden Gutmenschen. Aber das sind Sie doch noch immer. Wir fühlen uns heute sicher genug, unsere Hosen runter zulassen - zu sagen: So sind wir nun mal. Wir sind vier vom Glück verwöhnte, vielleicht sogar talentierte Arschlöcher, aber das bedeutet nicht, dass wir unsere Position nicht für ernste Anliegen nutzen. Und die Leute unterscheiden heute zwischen unserer Musik und der Sache. Bei der Entschuldungskampagne geht es weniger um Bono, es geht um die Sache, die er unterstützt. Es frisst sehr viel seiner Zeit, aber wir können damit leben. Die Musik kommt zuerst, dann die Politik. Wird es nicht ermüdend, jemand um sich zu haben, der ständig zwischen Superman und Clark Kent, zwischen Rock-Star und bierernstem Polit-Aktivisten hin- und herwechselt? Bono weiß, wie uncool er ist. Es sieht für einen Rock' n' Roller überhaupt nicht gut aus, wenn er sich ständig mit Politikern umgibt. Aber das ist ihm völlig egal. Gerade durch seine Hartnäckigkeit und Ausdauer hat er sich in politischen Zirkeln Glaubwürdigkeit erarbeitet. Wobei ich zugeben muss, dass es mitunter beängstigende Dimensionen annimmt. Was macht Ihnen denn Angst? Ich bin manchmal schon entsetzt, welche Politiker er trifft. Es ist ja nichts dabei, mit einem Liberalen wie Bill Clinton zu reden. Aber George Bush? Das ging mir dann doch zu weit. Sie hätten ihn ja davon abhalten können. Keine Chance. Aber ich habe es wirklich versucht. Ich redete auf ihn ein wie auf ein krankes Pferd. Wir haben lange gestritten, am Ende hat er sich durchgesetzt. Egal, wenn die Bush-Regierung sich dazu durchringen sollte, die Entschuldungskampagne in großem Stil zu unterstützen, war es den Input wert. Was machen Sie, wenn Bono in die Politik wechselt? Keine Ahnung. Wir würden ihm wohl alle unsere Stimme geben. Ich glaube nicht, dass er in den nächsten 20 Jahren ernsthaft daran denkt. Aber irgendwann, wenn die Band schon lange nicht mehr existiert, kandidiert er vielleicht als Bürgermeister von Dublin. Copyright © Frankfurter Rundschau 2002 Erscheinungsdatum 02.11.2002



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