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Drei Konzerte der eXPERIENCE + iNNOCENCE Tour 2018 besuchte unser Mitarbeiter Dirk in San José und Las Vegas. In seinem neuen Blogbeitrag wirft er einen Blick auf die neue Show und zieht Vergleiche zu den ersten beiden Legs 2015. 

Uns bleibt immer noch 2015

"Uns bleibt immer noch Paris", sagt Humphrey Bogart in "Casablanca" zu Ingrid Bergman. Die Zeit in Paris, die leidenschaftliche Liebe ist Vergangenheit, bleibt aber für immer als Erinnerung im Herzen erhalten. Die aktuellen Umstände erzwingen eine erneute dramatische Trennung auf dem Flugplatz von Casablanca. Ein bisschen geht es mir wie Humphrey Bogart. Die 2015er iNNOCENCE + eXPERIENCE Tour setzte in jeder Hinsicht Maßstäbe. Die Erinnerung an die sensationelle Bühne und fantastische Konzerte wird bei mir für immer gespeichert bleiben. Leider haben sich die Umstände 2018 verändert, so dass meine Liebe zu dieser Tour sich deutlich abgeschwächt hat.

Noch mehr als 2015 begeben sich U2 in die Hände ihres Kreativteams und der Krake Produktion. Der Screen dominiert das Konzert, treffender gesagt: das Theaterstück. Denn die Show ist von vorne bis hinten durchchoreographiert. Da bleibt wenig Platz für spontane Aktionen oder Songwechsel.

Vom genialen Showbeginn 2015 mit 4 Knaller-Songs und 4 Bandmitgliedern ohne Screen-Unterstützung auf der I-Stage ist nichts mehr übrig. Stattdessen stellen U2 den Screen in den Mittelpunkt und beginnen die Show mit der AR-Spielerei und der Performance von Love Is All We Have Left und The Blackout innerhalb des Screens. Das geht deutlich zu Lasten der Stimmung. Erst im Verlauf von Lights Of Home trifft man sich auf der Hauptbühne und das Konzert nimmt endlich Fahrt auf.

Die erneute Präsentation des 2015 noch grandiosen Innocence-Blocks samt identischer Screenanimation halte ich für etwas einfallslos, obwohl ich U2s Ansatz natürlich nachvollziehen kann. Diese Sequenz hätte aber deutlich besser zur ursprünglich geplanten Tourfortsetzung 2016 gepasst als heute. Die verkürzte Version von Iris beraubt dem Titel übrigens seiner besten Stelle.

Während in 2015 die wiedererstarkten Bullet The Blue Sky und Pride sowie Streets und With Or Without You für ein packendes Finale des Hauptsets sorgten, wirkt Pride nun musikalisch etwas isoliert und Get Out Of Your Own Way sowie American Soul können mit dem genannten Stimmungsblock nicht mithalten.

Ein Problem der gespielten Songs sind die präsentierten Versionen. Besonders krass ist dies bei Sunday Bloody Sunday. Das Publikum will feiern, klatschen, springen, mitsingen - wird von dieser Version aber geradezu abgewürgt. Die Version von Best Thing ist ehrlich gesagt zum Einschlafen. Staring At The Sun wird nicht schlecht dargeboten, leidet aber meiner Meinung nach etwas unter dem verstörenden "Charlottesville-Video". Sehr stark präsentieren sich dagegen u.a. Gloria, Red Flag Day, Acrobat, There Is A Light und Desire. Wie schon auf der Joshua Tree Tour geht bei Elevation und Vertigo zugegebenermaßen die Post ab.

Völlig surreal ist das Ende der Show. Kein Verabschieden, sondern Licht aus und Schluss. Bonos Abgang ist theatralisch perfekt in Szene gesetzt, aber ich dachte wir wären hier auf einem Rockkonzert?

Fazit: Fehlenden Mut kann man U2 nicht vorwerfen. So viele neue Songs zu spielen, einige Perlen auszugraben und dazu noch das Joshua-Tree-Album komplett wegzulassen (finde ich gut!), spricht für sich. Dennoch passt einiges nicht zusammen. Insgesamt gelingt es Bono und der Band zu wenig eine Beziehung zum Publikum aufzubauen. Es wirkt gar ein wenig so, als ob Fans und Band aneinander vorbei feiern. Dass bei Doppelshows bisher so wenig bis gar keine Änderungen vollzogen werden, ist definitiv enttäuschend. Man wünschte, der Screen würde eines Abends einfach mal seinen Dienst versagen und U2 könnten wie entfesselt aufspielen.

Was bleibt: Von meinen drei US-Shows möchte ich dennoch keine einzige missen. Es war eine intensive Woche. Meine Kinder waren auf ihrem ersten U2-Konzert und es gab noch vieles andere besondere Erlebnisse. Und natürlich freue ich mich auf die 8 Europashows, die im Herbst noch folgen werden. Hoffentlich dreht die Band bis dahin noch an einigen Stellschrauben der eXPERIENCE + iNNOCENCE Tour 2018, wenn es dann heißt: "Spiel es, Bono, spiel!"



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