„Two Shots Of Happy, One Shot Of Sad“ ist ein großartiger Song. Die Lyrics wurden von der guten Nancy etwas angepasst. Die angejazzte Ballade kommt im Pianobarstil sehr schön zur Geltung. Nancy Sinatra singt das anders als Bono, verruchter und geheimnisvoller. Diese Interpretation ist durchaus interessant. Abgesehen davon zeigen die Herren Clayton und besonders Mullen, dass sie sich abseits der bekannten U2-Pfade auch in anderen Genres wohlfühlen.
Das Album ist in seiner vollen Pracht nicht unbedingt ein Knaller, aber für Musikliebhaber eine Fundgrube des Obskuren. Nancy Sinatra hat sich eine Menge Gäste eingeladen oder Titel ausgesucht, die man nicht unbedingt mit ihr in Verbindung bringen würde. Das startet schon mit dem sehnsuchtsvollen „Burnin' Down The Spark“ in ungewohnten Gefilde. Die Bläserfraktion von Calexico verursacht Fernweh. Bei „Ain't No Easy Way“ fungiert Jon Spencer als Duettpartner, der hier den Brummbären gibt und somit den passenden Gegenpart bildet. Dagegen wirkt das 60ies-Flair von „Don't Let Him Waste Your Time“ fast etwas bieder – trotz Jarvis Cocker. Das gilt auch für das solide „Don't Mean Nothing“ mit Pete Yorn.
Der ungewöhnlichste Song der gesamten Platte ist sowieso „Momma´s Boy“. Nancy Sinatra klingt bei der Nummer nicht umsonst wie Kim Gordon. Thurston Moore hat das natürlich wie ein Sonic Youth-Stück arrangiert und instrumentiert. Mutig! Und gut! „Let Me Kiss You“ von Morrissey wurde sehr nahe am Original angelehnt. Kein Wunder, Morrissey hat die ganze Chose im Background überwacht. Steven Van Zandt ist beim soliden und rockig angehauchten „Baby Please Don't Go“ mit von der Partie. Hier ist durchaus der Gesang erwähnenswert, denn wie Sinatra die Nummer intoniert, holt selbige dann aus der Langeweile heraus. Das indisch und leicht psychedelisch aufbereitete „About A Fire“ macht ebenso Spaß wie auch das entrückt vorgetragene „Bossman“. „Baby´s Coming Back To Me“ wird noch mal zärtlich gesungen, bevor mit „Two Shots Of Happy, One Shot Of Sad“ der grandiose Abschluss folgt.
Nancy Sinatra hat 2004 ein durchaus interessantes Album veröffentlicht. Es ist nicht alles komplett herausragend, aber die Songauswahl, die Gäste und die Interpretationen sind teilweise sehr beachtlich. Das Werk ist etwas für Musikliebhaber - U2-Fans sollten es sowieso im Schrank stehen haben! Man kann sich das Teil übrigens immer noch relativ leicht bei den einschlägigen Portalen zu einem normalen Kurs bestellen.