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U2 News » Der e+i US-Leg - Eine Zusammenfassung


Das erste Leg der eXPERIENCE + iNNOCENCE Tour in Nordamerika ist zu Ende gegangen und wir haben Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen, über das, was wir bisher erleben durften und auch über das, was noch nicht!

Insgesamt wurden 27 Konzerte in 17 Städten gespielt, ediglich zwei davin nicht in den USA, sondern in Montreal, Kanada. 

Persönlich habe ich elf dieser Shows mitgemacht und möchte hier meine subjektiven Eindrücke des Legs teilen, insbesondere im Vergleich zum ersten Leg der iNNOCENCE + eXPERIENCE Tour in Nordamerika aus dem Jahr 2015, da beide zusammen als miteinander verbundenes Projekt betrachtet werden müssen. 

Was direkt auffällt, dass trotz der geringeren Anzahl an Konzerten im Vergleich zu 2015 (36 vs. 27) die Konzerte auf deutlich mehr Städte (10 vs. 17) verteilt waren, darunter allerdings nur zwei auf kanadischer Seite. 2015 gab es noch acht Konzerte (Vancouver, Toronto und Montreal), in diesem Jahr lediglich Montreal. Für mich stellt sich die Frage, warum dies so war? Kanada ist in der Vergangenheit immer ein Zuschauermagnet gewesen und auch beim diesjährigen Vorkauf war Montreal I das einzige Konzert, welches direkt als ausverkauft galt! Auch stimmungstechnisch startete die Tour nach meinem Empfinden erst in Montreal so richtig. 

Der Tourstart in Tulsa, im Bundesstaat Oklahoma war schon ungewöhnlich. Aufgrund der Rehearsals haben wir uns kurzfristig entschieden, einen ungeplanten Stopp dort zu machen, um zu schauen, wie viele Songs denn hier in die Tat umgesetzt worden und wir wurden nicht enttäuscht. Wow! 27 Songs und mit Acrobat eine Live-Weltpremiere sowie erstmalig Love Is All We Have Left, wobei dieses allerdings vom Band kam. In der Zugabe dann noch Who’s Gonna Ride Your Wild Horses, einfach genial, auch wenn einige Songs noch unsicher klangen und es Texthänger gab. Die (neuen) Visuals auf dem noch hochauflösenderen Videoscreen nahmen offen Bezug auf die aktuelle politische Situation in Amerika und versuchten, Bono’s Nachricht(en) zu übermitteln. Was ich seinerzeit in Tulsa richtig stark fand, dass man tatsächlich einen kompletten SOI-Block von 6 (in Worten: sechs!) Songs in der gleichen Reihenfolge übernommen hat und somit eine Verbindung zum vorherigen Album hergestellt hatte. Ferner fand ich es mutig und eine klare Linie, dass kein Lied von The Joshua Tree eingebunden wurde, es keinen Umfaller gab. Man wollte sich von der Jubiläumstour vom vergangenen Jahr distanzieren. 

Nach diesem Konzert bin ich mit dem Gefühl nach Hause gefahren, dass hier doch Potenzial vorhanden ist. Vor und nach dem SOI-Block wäre doch definitiv Spielraum, um jeweils 2 Songs (also insgesamt 4) während des Sets auszutauschen. So ist es ja auch bei der iNNOCENCE + eXPERIENCE Tour 2015 gewesen, die mal so richtig in meinen Augen gerockt hat.

Dieses hat sich dann leider in den darauffolgenden Shows nicht bestätigt. Die Setlist wurde nach und nach  auf 24 Lieder gekürzt. Erst fiel ‚Song For Someone‘ nach dem ersten Gig raus und später auch ‚Raised by Wolves‘, somit umfasste der SOI-Block auf einmal nur noch 2/3 des ursprünglich geplanten Umfangs. Dieses war von daher enttäuschend, da gerade der letzte Song energiegeladen herübergebracht wurde. 

Wer nun allerdings gehofft hatte, dass es stattdessen Variationen an anderen Stellen im Set gibt, wurde enttäuscht, denn es tat sich (fast) gar nichts! Das einzige, was gewechselt wurde, war der regelmäßige Tausch von ‚All Because Of You‘ gegen ‚Gloria‘. Als die Band an der Westküste der USA spielte, gab es wenigstens noch manchmal zur Überraschung ‚Red Flag Day‘, aber dieses positive Element verschwand dann vollends nach dem Konzert in Chicago und wurde niemals mehr bei all den Konzerten an der Ostküste der USA gespielt.

Bedenklich machten auch die Zuschauerzahlen an der Westküste. Bei ausnahmslos allen Konzerten gab es bis Chicago bis zum Konzerttag noch Tickets und selbst in der "Windy City" konnte man bedenkenlos auf einen GA-Ticketdrop warten und sich Tickets sichern. Ticketmaster sah sich teilweise sogar gezwungen, seine Preispolitik während des Ticketabverkaufs zu ändern. Viele Tickets wurden von $325 auf $171 und teilweise sogar $110 heruntergesetzt, um die mäßig gefüllten Hallen doch noch irgendwie voll zu kriegen. An vielen Orten hat das selbst hiermit nicht geklappt und es wurden die Oberränge hinter der Bühne abgehangen und die Zuschauer auf diesen Plätzen ‚upgegraded‘, um die Halle dann  ausverkauft aussehen zu lassen. Da dachte ich mir dann schon, dass es doch eine Übersättigung des amerikanischen Markts gegeben hat, aber Gott sei Dank hat sich meine Vermutung bewahrheitet, dass es dann an der Ostküste komplett anders war und die Hallen dann bis auf eine Ausnahme (Philadelphia II) komplett voll waren. 

Es ist klar, dass U2 mit diesem Leg eine Message vermitteln wollten und wollen, aber beim Amerikanischen Publikum, ist der Funke hierbei in der Masse definitiv nicht herübergesprungen. Die Zuschauer hier auf dem Kontinent müssen dafür angespornt werden, nichts kommt aus Eigeninitiative. Die Songauswahl hierfür hat bei den Amerikanern nicht ausgereicht. Lediglich teilweise im Block auf der e-Stage von ‚Elevation‘, über ‚Vertigo‘ und ‚Desire‘ kam Stimmung auf und natürlich dann auch bei ‚Pride‘ zum Abschluss des Blocks.

Hatte man 2015 mit ‚The Miracle (of Joey Ramone)‘ und 2017 mit ‚Sunday Bloody Sunday‘ noch richtige Opener, wo das Publikum richtig zu abgehen konnte, fehlte dieser Funke während dieses Legs. Im Rolling Stone Magazin kündigte Bono Anfang des Jahres noch einen spektakulären Opener an, den die Fangemeinde noch nicht gesehen hätte, aber dem kann man mit einem Song vom Band und danach der Band bei ‚The Blackout‘ versteckt im Screen nicht zugestimmt werden.

Gott sei Dank haben die Zuschauer fast überhaupt nicht Gebrauch von der Augmented Reality App von U2 gemacht und Handys waren fast überhaupt nicht in Gebrauch. Dieses dürfte ein einmaliger Versuch U2’s gewesen sein, dieses Feature in die Show einzubauen. 

Erst mit ‚Lights of Home‘ und den beiden nachfolgenden Songs ‚I Will Follow‘ und entweder ‚Gloria‘ oder ‚All Because Of You‘ kommt Stimmung im gesamten Rund und nicht nur im GA-Bereich auf. Die legt sich allerdings dann wieder, wenn es die erste Ansprache vor dem SOI-Block und ‚The Ocean‘ als Übergang. Das weite Rund setzt sich dann bei den nächsten Songs und es bleibt selbst dabei, wenn das Publikum es mitbekommt, dass ‚Sunday Bloody Sunday‘ in der kraftlosen 2015er Version gespielt wird, was einem Rohrkrepierer gleicht.

Damit hat man die Zuschauer nicht wieder von den Sitzen geholt. Ferner bleibt festzustellen, dass auch kaum Snippets eingebaut worden sind, wie man es sonst so z.B. von ‚Beautiful Day‘, ‚Iris‘, ‚Elevation‘ oder ‚Desire‘ kennt. Die letzten 10 Konzerte konnte man praktisch komplett voraussagen, da auch die Ansprachen immer die gleichen vor ‚The Ocean‘, ‚Staring At The Sun‘ und ‚One‘ sowie ‚13 (There Is A Light)‘ sind. Gerade vor ‚Staring At The Sun‘ fragt man sich, was diese fünfminütige (die sich wie 15 Minuten anfühlt) Ansprache soll. Adam und Larry sind schon von der Bühne verschwunden und The Edge klampft wie verloren auf der Akustikgitarre herum, bis es endlich weitergeht. 

Im Vergleich zu 2015 wurde lediglich ein Song variiert und das bis auf eine Ausnahme in Uniondale, NY (hier wurde ‚The Electric Co.‘ gespielt) immer mit dem gleichen Song ausgetauscht. 23 der 24 Songs waren identisch und lediglich in der anfänglichen Experimentierphase ruschte hier und da mal ein Song wie ‚New Year’s Day‘ oder ‚Red Flag Day‘ hinein. Abseits der ausgebliebenen musikalischen Überraschungen gab es im Vergleich zu 2015 oder aber auch 2017 keine Überraschungsgäste, die musikalisch unterstützt haben, wie zum Beispiel Bruce Springsteen, Lady Gaga, Eddie Vedder, Paul Simon, Patty Smith, etc.  

2015 waren lediglich 19 Songs fix (fünf wurden immer variiert) und es gab über die gesamte Tour 51 Songs zu hören im Vergleich zu 31 Liedern während dieses US-Legs. 

Die wiedergegebenen Eindrücke sollen auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, dass alles nur negativ sei; nein, auf keinen Fall. Es sind immer noch großartige Konzerte im Vergleich zu vielen anderen Interpreten. Die Bühne und die Visuals sind beeindruckend, aber für einen Fan, der jahrzehntelang dabei ist, fehlen einfach diese 10%, um es ein außergewöhnliches Erlebnis zu machen. Es ist ein starres Konzept gewesen, welches scheinbar keine Variationen erlaubt hat, um die Message dieser Tour herüberzubringen. Der Drive der Band, den die Stimmung rüber zu den Fans bringt, blieb einfach meistens aus. 

Neben ‚Lights Of Home‘ und dem schon oft beschriebenen Gänsehautbringer ‚Acrobat‘ waren sicherlich ‚American Soul‘ (was richtig rockte) und ‚Love Is Bigger Than Anything In Its Way‘ (was richtig Stimmung und Zuschauerchöre verursachte) meine Geheimtipps. Die ‚Horses‘ flogen ja leider nach dem ersten Konzert heraus.

Irgendwie hatte man das Gefühl, dass U2 ihren vertraglichen Verpflichtungen nachgekommen sind, aber mehr auch nicht. Es ist immer noch beeindruckend, was die Band mit der Zeit geht und absolut geniale Bühnenbilder schafft, aber man geht doch auch (oder gerade) wegen der Musik hin und hier sollte nicht vergessen werden, dass es eine Rockband ist. Wenn man dagegen den aufsehenerregenden Extra-Gig im Apollo-Theatre in New York City im Juni gesehen hat (wir berichteten), fragt man sich als Fan, warum dieser Old School Drive nicht mit in die regulären Konzerte übernommen worden ist. 

Jetzt sind erst einmal 2 Monate Pause, bis es in Europa in Berlin weitergeht und vielleicht wird das Konzept ja bis dahin etwas geändert, denn der Amerika-Bezug während des US-Legs dürfte sicherlich aus der Show herausgenommen werden. Bis dahin hoffen wir also auf das Beste!



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