Aktuelle News

U2 News » Wenn alle um einen herum sitzen (oder: meine Opening Night)


Ich war dabei! Ich war Teil der Opening Night. Ein großartiges Gefühl. Erneut habe ich aber auch meine Lektion gelernt, dass das Konzerterlebnis ganz entscheidend davon abhängt, wie man sich selbst fühlt, mit wem man da ist und wo man sitzt/steht. Viel weniger wichtig ist die Setlist, um die es sich in Diskussionen häufig dreht. Mein Erlebnis unterscheidet sich teilweise stark von dem, was die anderen im GA-Bereich empfunden haben. Ich saß alleine schräg hinter der I-Bühne ganz oben "unter’m Dach" auf einem Platz, den ich nicht empfehlen kann, weil man die Tricks des Screens nur bedingt sehen kann. Und die Zuschauer um mich herum kann ich auch nicht empfehlen: das typische Event-Publikum. Alle sitzen und mampfen Popcorn und genießen ihre Getränke. Ich werde eingerahmt von einigen Damen, die ... sitzen und konsumieren. Einsam stehe ich beim Start der Show auf.

Weiter gehts auf "mehr lesen."

Zunächst muss man feststellen, dass Set 1 und 2 zwei komplett unterschiedliche Welten sind. Set 1 ist ein Konzeptkonzert, etwas verkopft, teilweise schwieriger Stoff, den man zunächst erfassen muss, um ihn zu genießen. Man muss "echter" Fan sein, der die Geschichte von U2 und insbesondere Bono kennt, um diesen Teil zu verstehen und würdigen zu können. Das wird noch spannend, wie das Publikum im weiteren Verlauf der Tour reagiert. Die Leute um mich herum sitzen durchgängig.

Set 2 gleicht dann einer "Greatest-Hits-Show". Das muss nicht gleichbedeutend mit "einfallslos" sein. Ich sehe es eher positiv. Zumindest die Zuschauer im oberen Ring gingen erst hier richtig mit. Gerade im Set 2 können U2 in Zukunft im Gegensatz zum ersten Teil variieren und andere Songs einbauen.

Großartig sind die Songs, die vor dem Showstart über das Band laufen. Klasse Titel, die Laune machen (u.a. Ramones, Clash, Pattie Smith, Joy Division).

So schnell wie The Miracle die Tour eröffnet, ist der Titel auch wieder vorbei. Um mich herum sitzt man. Out Of Control ist klasse. Toll, dass der Song zurück ist. Vertigo kommt gut an. Bono reicht dazu das Mikrofon einem Fan, der das "uno, dos..." anzählt. I Will Follow wird vom Publikum begeistert aufgenommen. Die Halle kocht. Offensichtlich hat die Band von der 360° Tour gelernt, heutzutage nicht mehr mit vier neuen Songs am Stück ein Konzert zu beginnen.

Dann kommt Iris. Es macht "klick", aber nicht so wie man denkt. Der Song kommt überhaupt nicht an. Das ist der Beginn einer rapiden Verschlechterung der Stimmung. Der folgende Stoff ist aber auch tiefgehende Kost. Zum Start von Cedarwood Road werden Animationen von Bonos Kindheits-Haus in der Cedarwood Road und seinem Schlafzimmer gezeigt. Übrigens wurden echte Fotos als Grundlage benutzt, die dann animiert wurden. Bono klettert über eine Leiter zwischen die Leinwände des Screens und taucht so in den Animationen seines alten Zuhauses auf. Grandios. Und meine Nachbarschaft sitzt.

Bei den folgenden Songs spielt die Band etwas am Publikum vorbei – leider. Sunday Bloody Sunday wird in einer merkwürdigen Version gespielt. Verschenkt. Zu Iris und Sunday singt das Publikum nicht so mit, wie es sich der B-Man gewünscht hätte. Bei Raised By Wolves strengt sich die Band mächtig an, mit lautem Getöse geht es los. So richtig will der Funken aber nicht überspringen. Und dann ist auch schon Pause und meine Nachbarn können sitzen bleiben.

Nach einer relativ kurzen Pause geht es weiter – man denkt, es läuft Invisible aus der Konserve vom Band, denn U2 sind nicht zu sehen. Da kann man sitzen bleiben. Irgendwann merkt man, dass U2 im Screen stehen und live spielen. Toll, nur schade, dass man das bei schrägem Blickwinkel nicht sehen kann. Viele Effekte kann ich daher nicht bewundern.

Danach geht es Schlag auf Schlag. Die Stimmung wird immer besser. Publikum und Band rücken wieder enger zusammen. Enttäuschend, dass Mysterious Ways ohne das markante Gitarrensolo am Schluss gespielt wird. Sweetest Thing ist ein Höhepunkt des gesamten Auftritts. Tolle 'full-band-version', bei der Bono auch Klavier spielt. Zunächst aber drückt er einem Mädel aus dem Publikum eine Kamera in die Hand. Sie macht ihre Sache super und die Aufnahmen werden live auf dem Screen gezeigt. Da werden sich noch viele drum bewerben, ausgesucht zu werden. Ach ja mein Umfeld sitzt noch.

Every Breaking Wave kommt mir ein bisschen verschenkt vor, die Akustikversion ist nicht so emotional wie noch auf der Promotour. Oder liegt es daran, dass ich in Oberhausen zu sehr verwöhnt wurde? Zumindest ist die Position im Set nicht ideal. Danach kommen die Kracher Pride und Bullet. Ernsthaft, die beiden Songs werden kraftstrotzend wie lange nicht präsentiert. Pride wird wieder viel schneller gespielt als in den letzten 20 Jahren. Ein echtes Highlight – das man das noch mal sagen würde. Bullet The Blue Sky wirkt gar nicht abgehalftert. Eine sehr druckvolle Version.

Auf dem Papier sieht der Schlussblock etwas seltsam aus, in Wirklichkeit ziehen die Klassiker am Schluss und die Rogers Arena entwickelt sich zum Hexenkessel. Das ist der Moment, wo nun auch mein Block komplett aufsteht. City Of Blinding Lights ist spektakulär. Auch Still Haven’t Found ist durchaus ein guter Closer.

Insgesamt hat Bono sehr wenig geredet (für Bono-Verhältnisse). Beim Abgang von der Bühne fällt The Edge von der Bühne. Er hat sich aber offensichtlich nichts getan. Ist jemandem schon aufgefallen, dass One gar nicht gespielt wurde? Mir nicht, es tat gar nicht weh. Die Setlist bietet leider keine echten Überraschungen. Wo sind die Ultra Violets oder Unforgettable Fires der letzten Tour? Wo sind die Running To Stand Stills, Zoo Stations oder Electric Cos. der Vertigo Tour? Ärgerlich. Aber dennoch - wie ich eingangs sagte: Die Setlist hat nachrangigen Charakter.

Der eigentliche Star der Show ist nicht Bono, Edge, Adam (merklich wenig Bewegung) oder Larry. Es ist der Videoscreen, der unglaubliche Dinge kann und die Show dominiert. Epochal. Überhaupt setzt die Bühne mal wieder neue Maßstäbe. Man gar nicht alles aufzählen, was für Tricks drinstecken. Ich freue mich auf die Konzerte in der Heimat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der eine oder andere Song noch ausgewechselt wird. Außerdem glaube ich, dass ein europäisches Publikum, z.B. in einer U2-Hochburg wie Amsterdam, den ersten Teil viel besser aufnimmt. Ich freue mich, im Herbst zusammen mit tollen Freunden auf die Konzerte zu gehen! Eine neue U2-Ära hat begonnen. Ich war Teil des Beginns. Das zählt. Vielen Dank, U2. Euer Dirk



Mit Sternchen (*) gekennzeichneten Verweise sind sogenannte Provision-Links (Affiliate-Links). Wenn du über einen solchen Verweisklick einen Einkauf tätigst, bekommen wir von deinem Einkauf eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.

Weitere U2 News

i+e Tour in Vancouver eröffnet

U2 in Vancouver #2 - das zweite Konzert der iNNOCENCE + eXPERIENCE Tour
 
XML | Impressum | Topicon