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U2 News » U2 jetzt auch im deutschen Rolling Stone Magazin


Wie wir bereits am 25. März (News) berichtet haben, hat der Rolling Stone anlässlich des 50. Geburtstages des Rock'n'Roll die 50 wichtigsten Persönlichkeiten dieser Periode gekürt. In der deutschen Mai-Ausgabe findet man nun ebenfalls diese Liste - inklusive eines Textes von Chris Martin (Coldplay) über U2. Außerdem hat Bono einige Zeilen über Elvis Presley niedergeschrieben. BigBlue02 hat sich die Mühe gemacht und die Texte abgetippt. Auch einige Scans stellt sie uns zur Verfügung . (Vielen herzlichen Dank an BigBlue02!)

Elvis Presley von Bono Aus Tupelo, Mississippi, aus Memphis, Tennessee, kam dieser grüne Weiberheld mit seinem glänzenden Anzug und den geschminkten Augen, ein junger weißer Trucker-Dandy, der bestimmt Prügel riskierte dafür, dass er so schwarz tat und so schwul. Wir sprechen nicht von New York, nichtmal von New Orleans, dies war Memphis, Memphis in den 50ern. Das war Punkrock. Das war Revolte. Elvis veränderte alles - musikalisch, sexuell, politisch. Elvis war alles auf einmal, es ist alles da, in seiner geschmeidigen Stimme, seinem biegsamen Körper. Und so wie er sich wandelte, wandelte sich auch die Welt: Er war eine 50er-Ikone, zu allem fähig, was die 60er vermochten. Und plötzlich war's vorbei. In den 70ern verwandelte er sich vom Rockstar in einen Ringkämpfer, aber interessanterweise wurde er, je tiefer er fiel, für seine Fans nur umso gottgleicher. Bei seinen letzten Auftritten war seine Stimme noch mächtiger als sein Bauch, da weint man echte Tränen angesichts des Musikmessias, der sein Herz ausschüttet und das Kasin o zur Kirche macht. Elvis ist der Prototyp des Rock'n'Roll: das Rauschhafte - wie im Gospel. Der Dreck des Deltas, des Blues. Sexuelle Befreiung. Kontroverse. Die Weltsicht der Leute verändern. Bei Elvis ist alles da. Als ich 1968 das Comeback-Special sah, war ich gerade mal acht, noch nicht urteilsfähig - vielleicht ein Vorteil. Ich konnte die diversen Elvisse noch nicht verschiedenen Kategorien zuordnen oder mich in ihren Widersprüchen zurechtfinden. Es war nur einfach so ziemlich alles da, was ich von Bass, Gitarre, Schlagzeug verlange: ein Performer, den die Ditanz zum Publikum nervt; eine Bühnenfigur, die das Weitwinkelobjektiv des Ruhms in ein Prisma verwandelt; eine Sexualität, die nur noch von seinem Dürsten nach Instruktionen Gottes übertroffen wurde. Am schwersten zu erklären jedoch: der elastisch spastische Tanz - die Hüften, die von Europa bis Afrika schwingen, was, sag ich mal, Amerika auf den Punkt bringt. Für einen irischen Jungen mochte die Stimme den Sex-Appeal der USA erklären, aber wie er tanzte, das demonstrierte die brodelnde Energie dieser neuen Welt; wie sie überkochen und uns alle berühren würde mit neuen Ideen, neuen Auffassungen von Rasse, Religion, Mode, Love und Peace. Diese Ideen waren viel größer als der Mann, der ihnen den Weg ebnen sollte, Ideen, die den Mann später verwirren würden, ratlos machen, ihn, der die steife Oberlippe der Angelsachsen für immer kräuselte. Er war "Elvis the Pelvis", das Becken, die Hüfte, eine Hand an der Blues-Elektrode, die andere am Gospel, was die Essenz des Rock'n'Roll ist, ein Blitz fährt blau sein Rückgrad entlang, Elektroschock-Therapie für eine Generation, die sich bald der ganzen Taubheit widersetzen würde, Jungen wie Mädchen, schwarze wie weiße. Ich traf mich kürzlich mit Coretta Scott King, John Lewis und einigen anderen Führern der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, und sie erinnerten mich an die kulturelle Apartheid, der sich der Rock'n'Roll damals gegenüber sah. Ich glaube, der Berg, den sie zu besteigen hatten, wäre noch viel steiler gewesen ohne die Pfade, die die schwarze Musik durch die weiße Popkultur gebahnt hatte. Die Beatles, die Rolling Stones oder Creedence Clearwater Revival hatten den Blues allesamt durch Elvis entdeckt. Er tat längst, was Bürgerrechtler forderten: Er riss Mauern nieder. Man betrachtet ihn nicht als politischen Künstler, aber das ist Politik: die Art und Weise verändern, wie Menschen die Welt sehen. In den 80ern gingen U2 nach Memphis ins Sun Studio, Schauplatz des Rock'n'Roll-Urknalls. Wir arbeiteten mit Elvis' Toningeneur Cowboy Jack Clement. Er machte das Studio noch mal auf, damit wir in denselben vier Wänden ein paar Tracks aufnehmen konnten, in denen Elvis "Mystery Train" eingesungen hatte. Jack fand das alte Röhrenmikrofon, in das der King geheult hatte, und das Hallgerät war auch dasselbe. "Train I ride, sixteen ccoaches long." Der Raum war der reinste Tunnel, aber der Sound darin hatte eine gewisse Klarheit. Man hört ihn auf den Sun-Platten, und das sind mir die wichtigsten. Es klingt klar, aber eben nicht clever. Der King wusste noch nicht, dass er der King ist. Es ist gespenstische, getriebene Musik. Elvis weiß nicht, wohin der Zug mit ihm fährt, und deshalb wollen wir Passagiere sein. Jerry Schilling, der einzige Memphis-Mafia, der ihn nicht verraten und verkauft hat, erzählte mir eine Geschichte aus der Zeit, als er in Graceland wohnte, hinten bei den Squashcourts. Er hatte dort ein kleines Zimmer und sagte, Elvis habe, wenn er aufgebracht war und sich schlecht fühlte, das große Haus verlassen und sei runter in sein Gym gegangen, wo sein Klavier stand. Wenn keiner zuhörte, entschied er sich immer für Gospel; verlor und fand sich in den alten Spirituals. Da war er am glücklichsten, wenn er sich in spirituelle Sicherheit zurücksang. Aber er blieb nicht lang genug. Oben im Haus wartete der Selbsthass, da sah man ihn auf den Fernseher schießen, die Bibel daneben aufgeschlagen bei Paulus' großer Ode an die Liebe, dem 13. Brief an die Korinther. Amazing Grace? Elvis fand die Gnade Gottes ganz offensichtlich nicht erstaunlich genug. Manche Kommentatoren sagten, es war die Armee. Andere glauben, Hollywood oder Las Vegas haben ihn gebrochen. Der Rock'n'Roll-Welt gefiel es jedenfalls ganz und gar nicht, mitanzusehen, wie ihr King tat, was man ihm sagte. Ich denke, es war viel eher seine Ehe oder seine Mutter - oder eine viel feinere Fraktur von noch früher, als er bei der Geburt seinen Zwillingsbruder Jesse verlor. Vielleicht war es einfach der fette Arsch des Ruhms, der auf ihm saß. Ich halte die Vegas-Periode trotzdem für unterschätzt. Ich finde, es war seine emotionalste. Zu der Zeit hatte Elvis ganz klar die Kontrolle über sein Leben verloren, und da ist dieses unglaubliche Pathos. Die große Opernstimme der späteren Jahre - die tut mir wirklich weh. Warum nur wollen wir unsere Idole immer an ihrem selbstgezimmerten Kreuz sterben sehen? Andererseits: Elvis verschlang Amerika, bevor es ihn verschlang. __________________________________ U2 von Chris Martin Ich kaufe keine Wochenendtickets nach Irland und hänge vor ihren Gartenzäunen herum, aber U2 sind die einzige Band, deren Stücke ich alle auswendig kann. Den ersten Song auf "The Unforgettable Fire", "A Sort Of Homecoming", kann ich vorwärts und rückwärts, so bewegend, so brilliant und wunderbar ist er. Mein erstes U2-Album überhaupt war "Achtung Baby". Das war 1991, und ich war 14 Jahre alt. Davor wusste ich nicht mal, was Alben waren. Von da an arbeitete ich mich zurück - alle sechs Monate kaufte ich ein neues U2-Album. Ihr Sound - der treibende Bass, das Schlagzeug darunter und diese ätherischen, effektgeladenen Gitarren, die am Himmel zu schweben schienen - war etwas, das man bis dahin noch nie gehört hatte. Sie sind vielleicht die einzige Band der Geschichte, die richtig gute Rock-Hymnen gemacht hat. Ganz sicher aber die beste. Ich mag es, dass sie gute Freunde sind und jeder im Leben der anderen eine wichtige Rolle spielt. Ich mag es, dass sie so unterschiedliche Interessen haben - wenn Larry Mullen jr. eine Woche Tauchen gehen will, können die anderen nur Däumchen drehen. U2 schreiben - wie Coldplay - alle Songs auf ihren Alben der ganzen Band zu. Und sie sind die einzige Band, die es seit 20 Jahren in derselben Besetzung gibt. Es ist toll, dass die größte Band der Welt so viel Integrität und Leidenschaft besitzt. Unsere Gesellschaft geht den Bach runter, Ruhm ist Zeitverschwendung und die VIP-Kultur ekelerregend. Wenige haben den Mut, das zu kritisieren, ihre Bekanntheit auf positive Weise einzusetzen. Und jedes Mal, wenn ich es versuche, fühle ich mich wie ein Idiot, weil nur Bono tatsächlich etwas erreicht. Alle schimpfen auf George Bush, aber Bono leiert ihm eine Milliarde Dollar für Afrika aus dem Kreuz. Die Leute können so zynisch sein - sie mögen keine Gutmenschen -, aber Bono denkt: "Mir egal, was die anderen denken. Ich sag meine Meinung." Er hat so viel geschafft, mit Greenpeace, in Sarajevo, bei dem Konzert gegen Sellafield, und er ist immer noch so streitbar wie eh und je. Das ist es, was wir von U2 gelernt haben: Du musst den Mut haben, du selbst zu sein. © Rolling Stone



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