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U2 News » No Line On The Horizon – dritte (und letzte) Review


Kinder, wie die Zeit vergeht! Vor gut zehn Jahren wurde das zwölfte Studioalbum von U2 veröffentlicht. Das Jubiläum wird nun mit der "10th Anniversary Reissue" gefeiert. Wie schon "Zooropa" und "The Joshua Tree" wurde auch "No Line On The Horizon" mit einer Vinyl-Veröffentlichung bedacht. Sammler durften sich auch jetzt wieder über eine ganz spezielle Vinyl-Variante freuen. Es gibt zusätzlich zur Black Vinyl-Version noch eine Limited Edition als Ultra Clear Vinyl für weitere haptische Freuden. Die Veröffentlichung kann und sollte nun nochmal als Anlass genommem werden, um sich ausgiebig der Musik zu widmen.

Alles natürlich rein subjektiv, aber für mich ist der neuerliche Kontakt mit "No Line On The Horizon" fast so, als würde ich ein neues Album hören. Die Aufnahme des Bodensees für das Covermotiv des japanischen Künstlers Hiroshi Sugimoto, hat sich da mitunter besser im Gedächtnis eingebrannt. Die Songs sind mittlerweile doch etwas verwaschen. Das Werk fristet ja auch seit Jahren sein Dasein im Schrank. Es ist ja nicht ganz alleine, denn das Schicksal teilt "No Line On The Horizon" mit "How to Dismantle An Atomic Bomb". Der Backkatalog der vier Iren ist eben mit derart vielen guten Songs bestückt, dass ich schon lange nicht mehr in die Verlegenheit gekommen bin, mir noch mal das Werk, dem diese Zeilen hier gewidmet sind, anzuhören.

Ich würde ja gerne schreiben, dass ich mich mitten in das Album stürze, aber schon beim Opener und Titelsong "No Line On The Horizon" bin ich eigentlich schon wieder rausgefallen. Musikalisch mag ich den Ansatz der Albumeröffnung durchaus. Bei Bono hat sich aber anscheinend eine ganze Menge angestaut und das muss gleich zu Beginn rausgebrüllt werden. Das wird sich leider im weiteren Verlauf der Platte noch öfters wiederholen. Die Harmonien des Refrains wissen aber zu gefallen und retten den Song für mich noch über die Ziellinie - ohne vorher als Rohrkrepierer zu enden. "Magnificent" ist vielleicht der Song des Albums, auf den sich sehr viele Menschen der Gattung "Fan" einigen können. Die typischen Zutaten eines U2-Songs sind ja auch immerhin hier verwendet worden. Die ersten 54 Sekunden geht die Nummer ja auch vollends in Ordnung, dann nimmt das Unheil aber seinen Lauf. Der Einstieg von Bono mit "Maaaaagniiiifiiiiiiiiiicent Maaaaagniiiifiiiiiiiiiicent" und dem schwülstigen "I was boooooorn…." verleiden mir den Track vollends. "Only love, only love can leave such a mark" mag eine tolle Textzeile sein, aber musikalisch und gesanglich zieht sich da bei mir alles zusammen. Das ist tatsächlich der Song von den Iren, den ich so überhaupt nicht mag – nett ausgedrückt.

Es folgt "Moment Of Surrender", einer dieser epischen Songs, wie sie auf jedem Album der Band zu finden sind. Das Stück war nicht umsonst der Konzertrausschmeißer. In der richtigen Stimmung, ist die Nummer immer für einen Gänsehautmoment gut. Dies gilt auch für "Unknown Caller", den für mich besten Song des Albums. Ich weiß beim Einstieg mit "Sunshine, Sunshine, Sunshine, Sunshine" nie so recht, ob das der größte U2-Fremdschämmoment oder schlichtweg genial ist. Alles was danach folgt ist schon auf eine besondere Art herausragend. Und wenn The Edge zum Schluss mit der Gitarre wegfliegt, nimmt er den Zuhörer direkt mit.

"It’s not a hiiiiiiiiiiiiiiiiiill, it’s a mountaaaaaaaaaaaaaain" brüllt einem Bono bei "I'll Go Crazy If I Don't Go Crazy Tonight" entgegen. Der Tiefpunkt des Albums wäre damit erreicht. Es schließt sich "Get On Your Boots" an. Von vielen gehasst, ich mag die Nummer irgendwie. Aber mal ehrlich, auf das Album passt das Ding auch nicht so recht – wirkt doch etwas deplatziert. Dann folgt mit "Stand Up Comedy" der Red Hot Chili Peppers-Moment in der Studiokarriere von U2. "Fez – Being Born" wirkt eher wie Stückwerk, ist aber durchaus interessant. Leider vergrault einen Bono da stellenweise auch wieder mit seinem Gebrüll. Brian Eno und The Edge hatten unter dem Strich sicher den meisten Spaß bei den Aufnahmen.

Das melancholische und zurückgenommene "White As Snow" ist mittlerweile für mich das Kleinod des Albums. Mit zunehmendem Alter lernt man solche Songs durchaus zu schätzen. Ein Waldhorn auf einem U2-Album ist ja auch mal eine feine Sache. Damit das Album vor dem ruhigen Albumausklang "Cedars Of Lebanon" noch einen kleinen Wachmacher hat, wurde der Preusdorocker "Breathe" dazwischen eingeschoben.

Fazit: Der Klang von "No Line On The Horizon" ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Vieles geht im Brei unter und wirkt letztlich wie ein einziger Soundmatsch. Abgesehen davon wurde hier Schicht auf Schicht getürmt. Man muss sich alleine nur mal angucken, wie viele Leute für Klavier, Keyboard und Synthesizer zuständig sind. Die Ansätze sind gut und es gibt auch auf "No Line On The Horizon" wieder die besonderen U2-Momente, aber letztlich ist das für mich aus meiner höchst subjektiven Sicht eine verzichtbare Platte. Kurioserweise hat man sich bei der Aufmachung und den verschiedenen Konfigurationen seinerzeit echt Mühe gegeben und so schlug das Sammlerherz dann doch etwas schneller! Und die Tour war großartig, aber das ist eine andere Geschichte…



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